24.10.2003
MVZ
„Das ist ‚verkehrte Welt’, für uns aber nur ein erneuter Beweis, dass die Personalserviceagenturen (PSA) überflüssig sind wie ein Kropf“, sagt Arnd Schumacher, kommissarischer Vorstandsvorsitzender der MVZ, Mittelstandsvereinigung Zeitarbeit e.V. „Wir fordern die Bundesregierung auf, diesen arbeitsmarktpolitischen Unsinn zu beenden.“ Herrn Dr. Peter Hartz verdankt die Zeitarbeitsbranche eine nie dagewesene Popularität. Er hatte erkannt, welche Integrationsmöglichkeiten Arbeitslose durch die Zeitarbeit erhielten. Der sogenannte Klebeeffekt,eine für die Entleihfirma und den Arbeitnehmer zweifellos angenehme Begleiterscheinung der Zeitarbeit, wurde als ein arbeitsmarktpolitischer Aspekt aufgegriffen. Personalserviceagenturen (PSA), zunächst sogar unter Eigenregie der Arbeitsbehörde geplant, sollten massenhaft diesen Klebeeffekt organisieren. Der Preis für die geringere Bezahlung, zuerst war sogar nur an das Arbeitslosengeld gedacht, sollte die Integration der Arbeitssuchenden in den späteren Arbeitgeberbetrieb sein. "Fokus/Zielgruppe sind vorrangig Arbeitslose mit Vermittlungshemmnissen“, hieß es in einer 2002 gemeinsam erarbeiteten Konzeption der Bertelsmannstiftung, der Bundesanstalt für Arbeit sowie von McKinsey. Diese Konzeption sollte die Umsetzung der Hartz-Pläne konkretisieren. Die hier
veranschlagten 50.000 neuen Arbeitsplätze pro Jahr wurden in die Prognosen der Politik übernommen und werden bis heute propagiert.
„Dass der Übernahmeeffekt in der Zeitarbeit hoffnungslos überschätzt wurde, wiederholen wir als Branchenkenner fast gebetsmühlenhaft“, sagt
Arnd Schumacher von der MVZ und weiter: „Schließlich besteht ja für die Kunden der Vorteil der Zeitarbeit gerade darin, den Zeitarbeitnehmer nur
auf Zeit zu beschäftigen. Deshalb heißt Zeitarbeit auch Zeitarbeit.“ Damit die Kunden Zeitarbeit buchen, müssen Zeitarbeitnehmer gerade besonders
gut vermittelbar sein. Das hält Arnd Schumacher für den zweiten Denkfehler bei der Konzeption der PSA.
„Wenn der PSA-Betreiber seine Arbeitnehmer nicht selbst rekrutieren darf, sondern vom Arbeitsamt zugewiesen erhält, wird er einer elementaren
Bedingung für die Qualität seiner Dienstleistung beraubt“, sagt Arnd Schumacher. „So ist zu erklären, warum die PSA die geforderten Kontingente
der PSA bis in den Spätsommer 2003 nicht ausschöpften.“ „Bisher sind die rund 40.000 Stellen nur etwa zur Hälfte besetzt“, heißt es in der Berliner Zeitung vom 15.10.2003. Langzeitarbeitslose haben in diesem Auswahlprozess besonders schlechte Karten. So ist zu erklären, dass nur 23 Prozent der in den PSA geparkten Arbeitslosen der ursprünglich vorgesehenen Klientel entsprechen.
„Dass von den 3.150 bereits in den PSA Ausgetretenen nur 1.500 einen sozialversicherungspflichtige Arbeit aufgenommen haben und davon rund
400 offensichtlich ohne Hilfe der PSA, wie es die Statistik ausweist, wundert uns nicht“, sagt Arnd Schumacher. „Die PSA arbeiten im gleichen Markt wie wir. Wo sollen plötzlich die neuen Stellen herkommen?“ Dort allerdings, wo Zeitarbeit über die PSA funktioniert, ist die Übernahme des Arbeitnehmers noch lange nicht gesichert. Vielmehr wird unsubventionierte Zeitarbeit verdrängt. „Damit entstehen keine neuen Arbeitsplätze, ein weiterer Denkfehler des PSA-Gedankens“, sagt Arnd Schumacher. „Der betriebswirtschaftliche Druck der PSA-Betreiber wird in Kürze mit der Zwangsbesetzung der Kontingente zunehmen“, prognostiziert Arnd Schumacher. Von Preisdumping bis 3,26 Euro/Stunde war noch im Mai 2003 die Rede. „Der Erfindungsreichtum der PSA-Betreiber treibt immer wieder neue Blüten“, so Arnd Schumacher. „Kürzlich teilte uns ein Geschäftsführer eines MVZ-Mitgliedsunternehmen mit, dass er einer jungen Bewerberin, zwei Wochen nach einem Bewerbungsgespräch, einen Job als Sekretärin anbieten konnte. Zum Einstellungstermin brachte die, inzwischen bei einer PSA geparkte, junge Dame ein durch die PSA ausgehändigtes Vermittlungsformular zur Unterzeichnung mit.“ Der holländische Betreiber unterhält bundesweit etliche PSA. „Ein anderer aktueller Fall, in dem ein PSA-Betreiber einer traditionellen Zeitarbeitsfirma eine Provision ‚bei einer erfolgreichen Einstellung’ bietet, ist für uns ein Indiz dafür, dass die PSA nun damit beginnen, selbst ihre Sinnlosigkeit zu beweisen. Es gibt keine Dienstleistung, die eine Personalserviceagentur besser als die traditionellen Zeitarbeitsfirmen ausführen könnte“, so Arnd Schumacher. „Es würde Mut dazu gehören, das Experiment der Personalserviceagenturen zügig zu beenden“, sagt Arnd Schumacher und an den Superminister gerichtet: „Herr Clement, schaffen Sie die PSA ab, wir Zeitarbeitsfirmen helfen Ihnen auch ohne Subventionen“.
Wer ist die MVZ?
Die MVZ ist eine im Dezember 2002 gegründete Arbeitgebervereinigung,
die den Interessen der kleinen und mittelständischen Zeitarbeitsunternehmen
eine Stimme gibt. Die MVZ vertritt zum jetzigen Zeitpunkt bundesweit
220 Mitgliedsunternehmen. Der Zulauf von bisher noch nicht
organisierten Zeitarbeitsunternehmen hält weiter an.
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