Kontroverses Echo auf Zahlen zur Leiharbeit - BAP und iGZ wehren sich gegen Linken-Angriffe auf Zeitarbeit
11.09.2018
Die gestern veröffentlichten statistischen Zahlen der Bundesregierung über die Leiharbeit haben ein breites und kontroverses Echo hervorgerufen. »Leiharbeit ist keine Brücke in den ersten Arbeitsmarkt, sie bietet keine Zukunftsperspektive und macht arm«, kritisierte LINKE-Fraktionsvize Susanne Ferschl. Schlechtere Bezahlung für dieselbe Arbeit sei »politisch verordnete Lohndrückerei«.
Dies ruft Thomas Hetz, Hauptgeschäftsführer des Bundesarbeitgeberverbandes der Personaldienstleister e.V. (BAP) auf den Plan, der diese Aussagen deutlich zurückweist: „Die Bundestagsfraktion der Linken hat mit den Äußerungen von Frau Ferschl einmal mehr Daten aus einer Bundestagsanfrage durchgestochen und sich dabei, wie schon so oft in den letzten Jahren, nur die Zahlen herausgepickt, die die Zeitarbeit in denkbar schlechtem Licht erscheinen lassen. Daraus folgert die Linke dann wieder fadenscheinend die alte Mär, dass ‚diese Form der Arbeit keine Zukunftsperspektive‘ bietet. Dabei ist das Gegenteil der Fall, wie unlängst von der Bundesagentur für Arbeit veröffentlichte aktuelle Daten zeigen: Fast drei Viertel der Personen, die durch einen Job in der Zeitarbeit ihre Arbeitslosigkeit beenden konnten, waren auch sechs Monate später noch sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Und nach 12 Monaten waren es immerhin noch 65 Prozent, die weiterhin einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgingen. Die Zahlen der Bundesagentur für Arbeit belegen, dass die Nachhaltigkeit von Beschäftigungsaufnahmen in der Zeitarbeit also deutlich höher ist, als es die Linke suggerieren will.
Suggestiv sind auch die Aussagen von Frau Ferschl zum Durchschnittslohn. Denn sie verschweigt ganz bewusst, dass die Zeitarbeit eine spezielle Mitarbeiterstruktur besitzt. So ist der Anteil der Menschen ohne Berufsabschluss im Vergleich zum Gesamtarbeitsmarkt in der Branche exakt doppelt so hoch, während bei den Akademikern die Quote dagegen nur etwa mehr als halb so hoch ausfällt. Daher ist es auch nur allzu logisch, dass der Durchschnittslohn in der Zeitarbeit niedrig ausfallen muss als auf dem Gesamtarbeitsmarkt. Darauf weist im Übrigen die Bundesagentur für Arbeit immer wieder hin. Die Aussagen von Frau Ferschl sind also nicht nur unredlich, sondern schlicht und einfach Manipulation.“
Ebenso deutliche Worte fand der Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen e.V. (iGZ):
In ihrer regelmäßigen „Kleinen Anfrage“ erkundigte sich die Fraktion „Die Linke“ auch in diesem Jahr wieder bei der Bundesregierung nach den aktuellen Entwicklungen in der Zeitarbeitsbranche. „Um die Antworten nebst Zahlenwerk korrekt und fair beurteilen zu können, muss man die Besonderheiten der Branche schon etwas genauer kennen“, erklärt Werner Stolz, Hauptgeschäftsführer des Interessenverbandes Deutscher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ).
Ausdrücklich weist schon die Bundesregierung in ihrer Antwort darauf hin, dass bei der Bewertung der Ergebnisse die „produktivitäts- und entgeltrelevanten Merkmale“ der Zeitarbeitskräfte berücksichtigt werden müssen. Das seien zum Beispiel die geringere Qualifikation und Berufserfahrung und der hohe Anteil an Helfertätigkeiten. Fast jede vierte Zeitarbeitskraft sei beispielsweise in der Lagerwirtschaft tätig. „Diese Fakten blendet die Linke in ihrer Bewertung jedoch ständig aus, weil sie ihr ideologisches Zerrbild von der Branche in Frage stellt“, kritisiert Stolz.
Um die Lohnunterschiede zwischen Zeitarbeitskräften und Stammbeschäftigten zu untersuchen, mache ein einfacher Querschnittsvergleich einfach keinen Sinn. „Das liegt auch an der Struktur unserer Tarifverträge“, erläutert Stolz. Denn die Branchenzuschläge regeln eine stufenweise Angleichung der Entgelte nach Dauer der Beschäftigung. Man könne also nicht den Neueinsteiger mit dem vergleichen, der seit 20 Jahren im Betrieb beschäftigt sei. „Dass der durchschnittliche Verdienst der Zeitarbeitskräfte dann geringer liegt, ist völlig logisch.“
Völlig außer Acht gelassen werde auch die Tatsache, dass ein Zeitarbeitsverhältnis bereits eine vollwertige, sozialversicherungspflichtige Beschäftigung sei, kritisiert der iGZ-Hauptgeschäftsführer. Und die Integrationserfolge der Zeitarbeit seien statistisch unbestritten: „Es gibt weder eine Branche, die mehr ehemals Arbeitslose integriert, noch eine Branche, die mehr Geflüchtete in Arbeit bringt“, erläutert Stolz. Gerade auch für diese Menschen sei Zeitarbeit ein gute Wahl und nicht zweitklassig.
Was sich zudem klar sagen lässt: „Wenn jemand länger als neun Monate als Zeitarbeitskraft beschäftigt war, hat er anschließend wesentlich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt als bei einer kürzeren Beschäftigung.“ Etwa drei Viertel derer, die länger als neun Monate in Zeitarbeit waren, waren auch noch 90 Tage nach Ende des Beschäftigungsverhältnisses in Lohn und Brot. „Dabei macht es keinen Unterschied, ob die Beschäftigten länger als neun Monate oder länger als zwei Jahre in Zeitarbeit waren“, erläutert Stolz.
Statistisch steige mit der Dauer des Zeitarbeitsverhältnisses zudem die Wahrscheinlichkeit, eine Beschäftigung außerhalb der Zeitarbeit zu finden. „Hier spielt der Klebeeffekt, also die Übernahme durch das Kundenunternehmen, vermutlich eine sehr große Rolle“, so Stolz.
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