Arbeitgeber der Zeitarbeit sind zu gering organisiert – Einigkeit muss her
29.01.2004
MVZ
Von den etwa 6400 Unternehmen der Zeitarbeit sind im Januar 2004 nur etwa 1700 Unternehmen (BZA 250/IGZ 710/INZ 320/MVZ 420) in den Verbänden organisiert.
Von den etwa 6400 Unternehmen der Zeitarbeit sind im Januar 2004 nur etwa 1700 Unternehmen (BZA 250/IGZ 710/INZ 320/MVZ 420) in den Verbänden organisiert. Diese Zahl (beinhaltet etliche Doppelmitgliedschaften) liegt weit unter dem Durchschnitt der Deutschen Wirtschaft, der bei ca. 80 Prozent an Verbandsmitgliedschaften liegt. Die Gefahr besteht, dass dieser geringe Organisationsgrad die Zeitarbeitsbranche weiterhin zum Spielball zwischen Politik, Gewerkschaften und branchenfremden Verbänden macht. Konsequenz muss daher eine Einigung der Organisierten in den wichtigen Fragen sein.
Die Zeitarbeitsbranche in Deutschland hat mit dem Jahr 2003 das mit Sicherheit turbulenteste Jahr in Ihrer Geschichte hinter sich gebracht. Der Lohngleichheitsgrundsatz für Zeitarbeitnehmer und die Stammbelegschaften der Kundenbetriebe wäre benahe zum Todesstoß für die gesamte Branche geworden. Erst durch den Aufschub des Gesetzes um ein Jahr durch Superminister Clement sowie durch die Rührigkeit der vier Arbeitgeber-Verbände der Zeitarbeit konnte die Branche im Sommer 2003 aufatmen. Nunmehr vier Tarifverträge durch Branchenverbände sowie zwei weitere Tarifverträge durch branchenfremde Verbände bilden eine Tarifpluralität, die zu einer fast komfortabel zu nennenden Situation für die Unternehmen geführt hat. Ein Wettbewerb der Tarife sowie Verbandseitelkeiten führten zu Polarisierungen innerhalb der Branche, nutzten ihr aber bisher im Gesamten. Ein Sprung im Organisationsgrad der Branche war zu verzeichnen. Enttäuschend ist dennoch, dass der überwiegende Teil der Branche sich noch immer nicht an der Meinungsbildung in Form der Verbandsmitgliedschaft beteiligt. Diese schweigende Masse müsste eigentlich mitentscheiden, welchen Weg die Branche nehmen soll. Statt sich über die Tariffähigkeit der Gewerkschaftsseite zu zermartern, sollte sich die Branche überlegen, wie sie ihren eigenen Organisationsgrad erhöht. Der Windschatten, den die restriktive Gesetzgebung und die scharfe Kontrolle der Arbeitsämter in den letzten Jahrzehnten bewirkt haben, ist nun einem scharfen Gegenwind durch Gewerkschaften und anderen Interessengruppen gewichen. Das werden die Verhandlungen über die Entgelte Ende 2004 zeigen. Da hilft nur das Bündeln von Kräften.
Was könnte die Schlussfolgerung sein? Wenn sich die schweigende Branchenmehrheit durch Tarifpluralität und die Vielfalt von vier Branchenverbänden nicht gewinnen lässt, wächst damit die Verantwortung für die Verbände der Zeitarbeit in Sachen Einigkeit. Die Branchenverbände müssen sich zusammenraufen, das Gemeinsame betonen und das Trennende zu Gunsten der gesamten Branche zurückstellen.
Sonst ist der Supergau der Zeitarbeit nur vertagt.
Arnd Schumacher
Kommissarischer Vorstandsvorsitzender der MVZ