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Tariferhöhung der Tarifgemeinschaft IGZ-DGB
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Ein Zeitarbeiter |
Tariferhöhung der Tarifgemeinschaft IGZ-DGB Verfasst am: Do, 06.Nov 2008 10:49 Ich frage mich allen ernstes, warum sich der IGZ so "enttäuscht" zeigt, dass die Tariferhöhung wie geplant zum 1.11.2008 kommt? Schließlich hat der IGZ der Tariferhöhung zugestimmt. Und ich denke, dass viele Zeitarbeitsfirmen was Gewinne anbelangt nicht notleiden, sodass die paar Cent mehr auf die Stunde für die ohnehin schlecht entlohnte Tarifgruppe 1 mit Sicherheit ohne größere Verluste zu machen sein dürfte. Klar gibt es jetzt eine schwierige Situation im produzierenden Gewerbe, aber die Arbeitgeber können nicht immer das Risiko auf die Arbeitnehmer auslagern. Sie sind Unternehmer, verdienen um Ellen mehr Gehalt als Arbeitnehmer und haben im Gegenzug natürlich auch Risiken zu tragen. Das ist wie bei einer Bankanlage. Will ich mehr Rendite muss ich auch mehr Risiken in Kauf nehmen. Und die Arbeitgeber wissen das! Zudem ist trotz der Tariferhöhung ein Zeitarbeiter für ein Zeitarbeitsunternehmen immer noch spottbillig einzustellen im Vergleich zu Festangestellten. Die Differenz bei den Löhnen ist enorm. So bzw. bei einer sog. qualifizierten Beschäftigung. Hier zahlen Zeitarbeitsunternehmen im Schnitt ca. 9 Euro plus x. Im Gegenzug kassieren sie allerdings vom Entleihbetrieb 14,50 aufwärts. Die Differenz ist enorm. Abzüglich eigener Personalkosten und Deckungsbeiträge verbleiben bei der Zeitfirma doch noch ein paar gute Euros Nettogewinn. Ich kann verstehen, dass kein Arbeitgeber in Krisenzeiten mehr zahlen will. Wer aber die Beschäftigten auch in den "fetten" Jahren mit Lohnerhöhungen klein hält oder vertröstet muss damit rechnen, dass die Gegenseite dann eben auch keinen Schritt zurückgeht, ob nun Krise oder nicht. Es geht hier um die Frage der Gerechtigkeit. Die ist in der Zeitarbeitsbranche aber noch zu klären |
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stemo2609 |
Verfasst am: Do, 06.Nov 2008 22:14 Die Enttäuschunng des IGZ bezieht sich darauf, dass es von der Politik leider wieder versäumt wurde, einen Mindestlohn für die Zeitarbeitsbranche durch die Aufnahme in das Entsendegesetz zu installieren. Die Argumentation seitens der Bundesregierung stützt sich auf eine nahzu 100 % ige Abdeckung der Branche durch tarifliche Regelungen. Ein Mindestlohn für die niedrigste Entgeltstufe ist mitunter auch im Sinne größerer und seriöser Zeitarbeitsunternehmen. Der Versuch der Aussetzung der Erhöhung zum 01.11.08 war sollte unter anderem auch bewirken, den Druck hinsichtlich der Findung einer Regelung eines Mindestlohns zu erhöhen. Einige Firmen interpretierten und nutzten diese Möglichkeit sicherlich auch zur Kosteneinsparung.
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Ein Zeitarbeiter |
@sterno Verfasst am: Fr, 07.Nov 2008 13:04 Wenn die Kalkulation bei den Zeitarbeitsfirmen so knapp ist, wie Sie es darlegen, dann verwundert es mich allerdings schwer, dass es so viele Zeitarbeitsfirmen gibt und etliche Einzelpersonen meinen in diesem Geschäft den großen Reibach zu wittern und eigene Zeitarbeitsfirmen gründen. De facto ist die Zeitarbeitsbranche astronomisch gewachsen im Vergleich zu sämtlichen anderen Wirtschaftszweigen.
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@Ein Zeitarbeiter |
Verfasst am: Fr, 07.Nov 2008 14:20 Hinsichtlich der Bildung der Rücklagen, also für die Risikoabsicherung gebe ich Ihnen Recht, dass nicht alle Zeitarbeitsfirmen die Grundsätze des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes möglichst sauber anwenden. Ich arbeite seit 8 Jahren für einen der größten PDL Deutschlands und kann sagen, dass in den Niederlassungen, in denen ich Einblick habe, best möglichstes getan wird, um die Mitarbeiter so lange wir möglich zu halten. Das das nicht ewig umsetzbar ist, versteht sich von selbst.
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Denisem6513 |
Tariferhöhung Verfasst am: So, 23.Nov 2008 10:33 Ich denke, das ein höherer Lohn durchaus nötig und sogar gerecht wäre. Zeitarbeit heißt doch im Grunde eine extreme Flexibilität der Mitarbeiter. Ich habe z.B. innerhalb eines Jahres als Helfer vom Kommisionieren über verschiedenste Produktionshilfen (Bandarbeit) bis zum Schleifen von Autoteilen, Fräsen, Entkontrolle etc.alles neu lernen müssen. Wer bitte schön ist denn von den oft so arroganten ,,Festangestellten" dazu wenigstens bereit? Abgesehen davon ist noch nicht mal eine vernünftige Privatplanung möglich, da man nie weiß wann man wieder mal mitten in der Woche von Spät- auf Frühschicht etc wechseln muss.
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Ein Zeitarbeiter |
@Denisem Verfasst am: Di, 25.Nov 2008 16:08 Ein höherer Lohn ist nicht nur Gerechtfertigt, er ist sogar ein Muss, wenn der Staat ein Interesse daran hat, dass die Bürger von dem was sie verdienen auch leben können und nicht die Wirtschaft zusätzliche Lohnsubventionen aus Steuergeldern erhält. Nichts Anderes sind nämlich Kombilöhne. Da es ja offensichtlich Zeitarbeitsfirmen gibt, die einen Mindestlohn befürworten würden, frage ich mich, warum sich da eigentlich nichts tut. Wenn jemand einen Mindestlohn befürwortet, dann kann man ihn ja auch zahlen. Wäre mal für unsere Republik vorbildhaft, wo ja mittlerweile außer Lobbyinvestitionen alles furchtbar lange dauert.
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Ein Zeitarbeiter |
zu Beitrag vom 7.11. 15:20 Verfasst am: Di, 25.Nov 2008 16:22 Ich hoffe, dass die PDLs ihre Mitarbeiter so lange wie möglich halten, denn das sehe ich als verantwortungsbewusste Unternehmensführung an. Es nützt ja niemandem, wenn die Mitarbeiter gefangen von der Angst sind, morgen wieder bei der Bundesagentur vorstellig werden zu müssen. Freilich ist das nicht immer umsetzbar, da gebe ich Ihnen recht, jedoch sollte es wohl nicht zur Regel werden, dass Zeitarbeitnehmer bei klammer Auftragslage per se die Kündigung erhalten.
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denisem6513 |
höherer Lohn für Zeitarbeiter Verfasst am: Mo, 01.Dez 2008 23:27 Wenn man die ganze Sache mal noch weiter betrachtet kommt das ganze Drama doch noch später. Mit diesem Lohn ist noch nicht mal eine Altersvorsorge möglich. Es ist weder möglich entsprechende ,,Punkte" zusammen zu bekommen, noch eine zusätzliche Altersvorsorge privat zu finanzieren. Das heißt einfach Hartz IV bis das der Tod uns scheidet. Ich verstehe einfach nicht, das von denen ,,da oben" keiner so weit denkt. Oder bin ich zu blöd um das System zu verstehen? Am meisten an dem ganzen ärgert mich,dass ich genau so wie jeder Arbeitsunwillige beim Amt um jeden Cent kämpfen muss und ebenso herablassend behandelt werde. Nur weil ich auf die absurde Idee gekommen bin, Kinder in die Welt zu setzen. Aber das ist schon wieder ein anderes Thema. |
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johannson |
Mitarbeiter-Löhne und Verrechnungssätze Verfasst am: Di, 02.Dez 2008 23:55 Diese ganzen Diskussionen über zu niedrige Löhne - ich bin grundsätzlich seit Jahren ein Kämpfer für MindestlohnPLUS- würden sich erübrigen, wenn Personaldisponenten/Vertriebler ein starkes Rückgrad gegenüber korupte Einkäufer der Entleiherfirmen hätten und nicht gleich beim kleinsten Gegenwind in den Preisverhandlungen umfallen würden. Solange es Umfaller gibt, die zu jedem Preis verkaufen wollen, wird es besch... Löhne geben. Hier ist auch mal die Führungsspitze gefragt, die die Preise absegnen. Auch Betriebsräte können ihren Einfluss geltend machen. Es gibt auch ZAU die beim christlichen Tarif bei E2 oder E3 anfangen. E1 gibt es aus menschlichen Gründen für die nicht. Fazit: Erst wenn sich alle Zeitarbeitsunternehmer (nur wenige tun dies bereits) auf korrekte Stundenverrechnungssätze mit dem Entleiher (Kunde) verständigen, kann und ich sage kann, es in der Zukunft einen vernünftigen Stundenlohn für die Zeitarbeiter geben. |
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denisem6513 |
zu Beitrag 2.12. 08 23.55 Verfasst am: Mi, 03.Dez 2008 10:52 Da spielen einfach zu viele Faktoren mit, die eine Lösung des Problems verhindern.
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Ein Zeitarbeiter |
@johansson Verfasst am: Do, 04.Dez 2008 15:36 Mit dem Preisargument ist das so eine Sache. Da wir ja in einer "Marktwirtschaft" leben, wird das wohl mit den Preisabsprachen, die ja nicht erlaubt sind, aber bzw. bei Tankstellen an der Tagesordnung sind, kann ich mir nicht vorstellen, dass das umsetzbar ist. Vor allem, da der Markt der Zeitarbeitsunternehmen so unübersichtlich und vielschichtig ist, das es immer wieder "Abweichler" geben würde, die dann das große Geschäft riechen würden und in den Entleihern sicher dankbare Geschäftspartner finden würden. Unsere Marktwirtschaft ist eben nicht "sozial" wie man uns immer glauben machen will und das was sozial ist, ist nicht freiwillig, was übrigens nicht nur Arbeitgeber betrifft(SW: Sozialbeiträge).
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Ein Zeitarbeiter |
denisem Verfasst am: Do, 04.Dez 2008 16:09 es ist völlig richtig, dass von diesem Geld ein unabhängiges Leben nicht möglich ist und natürlich erst recht keine Altersvorsorge. Ich behaupte jetzt einfach mal unter 1200 Euro netto geht sowieso gar nichts zum Thema private Vorsorge. Man muss ja vernünftig alle Kosten planen können und mit einem Gehalt unter 900 Euro netto brauchen wir ja nicht darüber reden ob da noch was für die Altersvorsorge bleibt. Wäre wohl der blanke Hohn. So zieht sich die Bundesregierung die Altersarmut von Morgen heran. Die eingezahlten Beiträge für die Rentenkasse reichen dann nämlich wieder nur zum Hartz 4- Bezug. Zudem wirkt das auch demoralisierend auf diejenigen, die zum Hungerlohn arbeiten müssen. Diese Menschen werden damit systematisch von einem eigenständigen Leben und von der Familienplanung ausgegrenzt. Schlimm, dass die Unternehmen sich nicht darum kümmern, schlimmer aber noch, dass die Regierung, die in der Demokratie dem Volke verpflichtet ist, sich auch nicht kümmert. |
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johannson |
@ ein Zeitarbeiter Verfasst am: Do, 04.Dez 2008 20:35 Richtig, aber ein sog. Mindestlohn (z.B. IGZ-Tarif 7,51 €) ist noch lange nicht ein Garant, dass sich die ZAU daran halten. Ein ZAU im Raum Osnabrück lässt sich von seinen Kunden pressen und verkauft weit unter Selbstkostenpreis pro Stunde seine Mitarbeiter, um Marktanteile und Mitarbeiterzahl zu behalten. Ausgleichen müssen diese Dumpingpreise alle anderen deutschen Filialen nach der schönen Mischkalkulation und zum Schluss stimmt dann wieder die Rechnung in der obersten Führungsspitze. Will sagen: auch ein Mindestlohn bringt nichts, wenn nicht ALLE und ich meine ALLE an einen Strang ziehen. Wie sagte mal ein ZAU-Boss mit ca. 5000 MA zu mir: ...alles ist machbar, nach Oben und Unten. Solange die obersten Entscheider (angefangen in Berlin, über die Gewerkschaften bis hin zu den ZAU) nicht mal ein wenig Anstand gegenüber den arbeitenden Menschen haben, bringen alle Anstrengungen nichts - es ist ja halt Marktwirtschaft !! - falsche Welt. |
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denisem6513 |
ein Zeitarbeiter Verfasst am: Fr, 05.Dez 2008 11:11 Genau das verstehe ich ja nicht. Mit einem Mindestlohn könnte sich der Staat die Zuschüsse, ob nun Hartz IV, Kinderzuschlag etc, sparen. Über die Kosten, die in 20,30 Jahren durch die zu geringe Altersvorsorge entstehen, möchte man lieber gar nicht erst nachdenken. Daraus folgt Kaufkraftverlust, Stellenabbau, Arbeitslosenzahl steigt... Ich hoffe, dass ich da falsch liege.
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Ein Zeitarbeiter |
@johannson Verfasst am: Fr, 05.Dez 2008 11:44 Natürlich ist das nicht garantiert, dass sich alle ZFs daran halten. In diesem Fall müssten Kontrollen das soweit wie möglich einschränken. Das ist ja genau das was ich sagte, dass es eine Unverschämtheit ist, dass so manches Unternehmen wohl keine Kosten und Mühen scheuen würde, genau diese schwarzen Schafe zu finden und mit Aufträgen zu versorgen. Zweifelsohne wäre das wohl eine Minderheit, aber diese Minderheit beschädigt die gesamte Branche.
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