28.09.2020
Der seit langem schwelende Streit um den Einsatz von vorwiegend osteuropäischen Leiharbeitnehmern in der Meyer Werft nimmt immer ernstere Formen an. Wie u.a. die Bild-Zeitung berichtet, sei mittlerweile eine existenzbedrohende Dimension für Deutschlands größten Werft-Standort erreicht.
Die Geschäftsführung argumentiert, dass man auf einen Mix aus Stammbelegschaft und billigen Leiharbeitern angewiesen sei, um international bestehen zu können. Zumal der Kreuzfahrtmarkt besonders von der Pandemie betroffen ist. Auf der anderen Seite beharren Betriebsrat und IG-Metall darauf, dass zuerst Leiharbeit abgebaut werden solle, bevor von der Stammbelegschaft Zugeständnisse gefordert werden.
Quelle: Bild / Bild: depositphotos.com ID: 13813705
Kommentare (1)
Papenburger
29.09.2020 15:02 Uhr Antworten
Das ist ein schönes Beispiel für schlecht recherchierten Journalismus. Die Meyer-Werft beschäftigt nur sehr wenige "Leiharbeiter". Sie beauftragt aber durchaus viele Fachfirmen für Werkverträge, z.B. im Bereich Oberflächenbehandlung/Lackierung, Innenausbau. Diese Firmen kommen teilweise aus Osteuropa, aber es gibt auch viele Firmen aus Westeuropa (z.B. Italien) - die meisten kommen aus Deutschland.
All die Mitarbeiter von diesen Firmen als "Leiharbeiter" zu bezeichnen ist natürlich Quatsch. Richtig ist, dass viele diese Firmen aus dem Handwerksbereich kommen. Und im Handwerksbereich wird in vielen Fällen nicht der Industrielohn von Meyer gezahlt. Die Arbeiten, die Meyer so über Werkverträge im Wettbewerb einkauft, sind so tatsächlich günstiger als wenn sie das selber machen würden.
Das liegt aber nicht nur am Lohn: In vielen Fällen sind diese Firmen auch gut spezialisiert und arbeiten einfach deutlich effizienter. Und es gibt auch viele Beispiele, wo Meyer fachlich gar nicht in der Lage wäre, die Arbeiten auszuführen.
Jedenfalls ist es Quatsch, dass Leiharbeitnehmer hier Lohndumping machen. In AÜ ist Meyer an den Branchentarifvertrag gebunden und so werden die (wenigen) da eingesetzten MA nach kurzer Zeit gut bezahlt.