07.11.2022
Der Bundesverband Pflegemanagement hat in einer jetzt veröffentlichten Stellungnahme auf die "Gefahren und Konsequenzen" von Leiharbeit in der Pflege aufmerksam gemacht. Der Verband spricht von einer "explodierenden Anzahl Beschäftigter im Rahmen Arbeitnehmerüberlassungen", "eskalierenden Diskussionen" und "enormem Verlust von festangestellten Pflegenden durch aggressive Kaltakquise mit unverhältnismäßigen Angeboten". Die Folgen malt der Pflegeverband düster. Es komme zu einem bedrohlichen "Rückgang der Versorgungsqualität durch nicht Überprüfbarkeit bzw. Vorhandensein von Fortbildungen, Aus- und Weiterbildungsnachweisen sowie Erfahrungen und Notfallmanagement. Aufgrund des Personalmangels ist eine strukturierte Einarbeitung der Mitarbeitenden aus der Arbeitnehmerüberlassung nicht möglich; dadurch entsteht ein zusätzlicher Qualitätsverlust. Häufig wechselnde Mitarbeitende aus der Arbeitnehmerüberlassung lassen eine Kontinuität einer qualitativ ausreichenden Versorgung oft nicht zu". Gefordert werden u.a.politische Konsequenzen: "Schaffung von klaren Rahmenbedingungen und Grenzen für Zeitarbeitsfirmen. - Gesetzliche Regelungen zu Aus-, Fort- und Weiterbildungskriterien in Bezug auf Arbeitnehmerüberlassung"
Quelle: verbaende.com / Bild: depositphotos.com ID: 6868514
Kommentare (5)
Nippels
07.11.2022 10:29 Uhr Antworten
Man muss das alles noch mehr bürokratisieren und regulieren. Dann wird es natürlich besser und die Pflegeeinrichtungen sind plötzlich wieder attraktive Arbeitgeber. Ich lach mich tot.
Wären diese Einrichtungen für Pflegekräfte attraktiv, dann bräuchte es wohl weniger Arbeitnehmerüberlassung.
Christian
08.11.2022 10:43 Uhr Antworten
Natürlich ist es wieder leicht, der "bösen" Zeitarbeit den "Schwarzen Peter" zu verleihen.
Das wir so stark in dem Bereich geworden sind, liegt doch an der Misswirtschaft in den Pflegeeinrichtungen.
Stur und arrogant wird da auf dem Rücken der Mitarbeiter eine Misswirtschaft ausgetragen.
Ich kann schon jetzt sagen, wohin das Ganze führen wird.
Die Politik wird die Zeitarbeit in der Pflege extrem einschränken und die Pflegeeinrichtungen werden keine Mitarbeiter mehr haben.
Also mal wieder eine dumme Idee des Pflegeverbandes.
Warum setzt man sich nicht mit IGZ und BAP an einen Tisch und regelt Aus-, Fort- und Weiterbildung ? Die unwissenden und ahnungslosen Politiker müssen dazu nicht aus ihrem Schlaf geweckt werden.
Nippels
08.11.2022 11:13 Uhr Antworten
Sehe ich genauso.
Wenn der Kundenbetrieb (hier die Pflegeeinrichtung) sich an den Fort- und Weiterbildungskosten beteiligt, dürfte das kein Hindernis darstellen. Normalerweise ist das Einsatzunternehmen ja immer daran interessiert, die Beschäftigten aus der Zeitarbeit irgendwann zu übernehmen.
Nur wird sicherlich in der Pflege auch nur auf die Kosten geschaut und Weiterbildungen finden demnach eher selten statt.
Anonym
16.11.2022 12:23 Uhr Antworten
Der Bereich Pflege hat folgendes Problem: Verfügbare Arbeitskräfte sind knapp. Gleichzeitig sind die Gehälter, vor allem aber die Arbeitsbedingungen eher schlecht.
Der Markt würde das nun (langsam) regeln: Die Gehälter müssten steigen, Arbeitgeber in den Pflegeeinrichtungen müssten sich Mühe geben, bessere Arbeitsbedingungen (verlässliche Schichtregelungen, keine unbezahlten Überstunden, umsetzbare Zeitvorgaben, ...) umzusetzen.
Leider gibt es hier nur einen eingeschränkt funktionierenden Markt, weil zum großen Teil die Leistungen durch die quasi-staatlichen Vorgaben der Pflege- und Krankenversicherungen vorgegeben und gedeckelt werden.
Die Arbeitnehmer haben nun immerhin noch eine Wahl: Sie können zu einem Personaldienstleister wechseln. Der setzt deren Interessen (im besten Fall) besser durch, sowohl was Geld als auch Arbeitsbedingungen angeht. Weil die Pflegeeinrichtung nicht genug eigene Kräfte findet, MUSS sie nun notgedrungen "teures" Personal über ANÜ beschäftigen. Wirtschaftlich in vielen Fällen dann schlecht.
Dass der Bundesverband Pflegemanagement diesen recht offensichtlichen Konflikt nun durch eine Einschränkung der Arbeitnehmerüberlassung in diesem Bereich lösen möchte, lässt mich etwas ratlos zurück. Dann also bei schlechten Arbeitsbedingungen und schlechtem Gehalt bleiben? Das wäre langfristig das Ende der gesamten Branche, es würden sich noch mehr Arbeitskräfte abwenden. Eine Katastrophe.
Richtig wäre: Offensiv für bessere ARbeitsbedingungen sorgen und damit dann (ohne Verbote) ANÜ auf die Bereiche zurückdrängen, wo dies wirtschaftlich sinnvoll ist: Vertretungen, Abfederung von Engpässen.
Nippels
18.11.2022 08:42 Uhr Antworten
Auf den Punkt gebracht!
Auf die Idee müsste halt erstmal einer kommen ... ;-)