iGZ kritisiert Papier des Seeheimer Kreises - Sinn der Zeitarbeit ignoriert
10.01.2019
„Es ist sehr bedauerlich, dass der Seeheimer Kreis der SPD Wesen und Sinn der Zeitarbeit noch nicht einmal im Ansatz verstanden hat“, reagierte iGZ-Hauptgeschäftsführer Werner Stolz jetzt auf das Seeheimer-Positionspapier „Mut zu mehr“ zur Reform des Sozialstaates. Unter anderem heißt es darin, „Die Leih- und Zeitarbeit in ihrer jetzigen Form gehört abgeschafft. Der damals angedachte Zwischenschritt für Arbeitssuchende, über Leih- und Zeitarbeit einer regulären Arbeit nachzugehen, gelingt kaum.“ Zeitarbeit, so Stolz, sei genauso regulär wie jede andere Arbeit auch. Zeitarbeitnehmer seien fest angestellte Mitarbeiter des Zeitarbeitsunternehmens.
„Rund 90 Prozent“, so der iGZ-Hauptgeschäftsführer, „haben einen unbefristeten Arbeitsvertrag. Zeitarbeitnehmer haben laut Stolz die gleichen Rechte und Pflichten wie jeder andere Arbeitnehmer auch. „Zeitarbeit dient in erster Linie dazu, Auftragsspitzen abzufangen und damit flexibel auf sich ständig ändernde Bedingungen der Wirtschaft reagieren zu können. „Damit liefert die Zeitarbeitsbranche der Gesamtwirtschaft eine ganz wichtige Grundlage, um im nationalen wie auch internationalen Wettbewerb bestehen zu können“, betont Stolz.
Weiter heißt es in dem Papier: „Ausnahmen können in bestimmten Branchen sinnvoll sein und gemacht werden, allerdings nur und ausschließlich dann, wenn ein entsprechender Rahmen zwischen den Unternehmerverbänden und den DGB-Gewerkschaften ausgehandelt wurde.“ Die Branche sei zu knapp 100 Prozent tarifiert, wundert sich der iGZ-Hauptgeschäftsführer über diese widersprüchliche Aussage. Auf Basis der Tarifautonomie existiere ein umfangreiches Tarifwerk mit den DGB-Gewerkschaften, das zudem durch Branchenzuschlagstarifverträge für derzeit elf Branchen ergänzt werde. „Damit ist seit 2004 längst ein professioneller Rahmen für die Zeitarbeit geschaffen worden“, unterstreicht Stolz.
Das müsste auch in den Reihen der SPD bekannt sein, verweist der iGZ-Hauptgeschäftsführer unter anderem auf den ehemaligen Vizekanzler und früheren SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel, der auf einem SPD-Bundesparteitag betonte, es sei „Sache der Sozialpartner, ein faires Lohnangleichungsmodell zu entwickeln“.
Quelle: iGZ
Kommentare (4)
Tim
10.01.2019 11:10 Uhr Antworten
die SPD will ihr Agenda 2010-Trauma hinter sich lassen. Wenn man persönlich und privat mit SPD Abgeordneten spricht kommen plötzlich ganz andere Töne ;) Die wissen auch was die Zeitarbeit leistet und dass diese Beschäftigungsform absolut notwendig ist.
M. Igor-A. Zimmermann
11.01.2019 08:09 Uhr Antworten
Wenn es um parteipolitisches Profil und nebenbei angemerkt auch um Beschäftigung in Zeitarbeit von Nicht-EU-Immigranten geht, wird Zeitarbeit als nichtreguläre Beschäftigung diffamiert. Wenn es aber um Abgaben, Steuern und Regularien geht, da legt der Staat Wert auf die Behandlung als reguläre Arbeit.
Zudem besteht die Erfahrung, dass viele Menschen mit keiner oder unzureichender Ausbildung oder gebrochenen Lebensläufen oftmals nur noch als Produktionshelfer in Zeitarbeit Arbeit finden. Zeitarbeitsfirmen beschäftigen zum großen Teil die, die sonst keiner mehr einstellt. (Das hatte ja die SPD mit ihrer Agenda 2010 schon mal so erkannt.).
Mit der geplanten Neufassung des Teilzeit- und Befristungsgesetzes, die sachgrundlose Befristungen ausschließt - und das weitgehend zu Recht- werden die Unternehmen möglicherweise noch mehr auf Leiharbeit zurückgreifen müssen. Wird Arbeitnehmerüberlassung kaputt reguliert, greifen Unternehmen auf zweifelhafte Werkverträge zurück, wie es z. T. schon geschieht.
ich
13.01.2019 12:45 Uhr Antworten
@M. Igor-A. Zimmermann
Mit der geplanten Neufassung des Teilzeit- und Befristungsgesetzes, die sachgrundlose Befristungen ausschließt
*Leider wird die Sachgrundlose Befristung von Arbeitsverträgen nicht abgeschaft, wegen dem Wiederstand der CDU!*
Aber auch im kaufmänischen Bereich ist Zeitarbeit sehr stark vertreten.
Aber durch die Regulierung gibt es jetzt wenigsten für die Zeitarbeiter eine Hoffnung auf übernahme! Es war keine Seltenheit, dass die Leute über 10 Jahre im selben Kundenunternehmen beschäftigt waren!
M. Igor-A. Zimmermann
16.01.2019 07:21 Uhr Antworten
Aber durch die Regulierung gibt es jetzt wenigsten für die Zeitarbeiter eine Hoffnung auf übernahme! Das ist ein gut gemeinter Ansatz. Aber es gab nun mal nicht mehr und nicht weniger Übernahmen nach der Einführung der Höchstüberlassungsdauer. Wenn ein Unternehmen Zeitarbeit benötigt, will - oder besser kann - er nicht einstellen. Verkehrte Welt zudem noch: Z.B. hier im Erzgebirge wollen sich ein Großteil von Zeitarbeitnehmern/innen gar nicht übernehmen lassen. Sie verdienen dann weniger (Bsp. Kunststoffverarbeitung 3-schichtig nur Mindestlohn und das geht auch nicht anders, sonst wird in Asien produziert). Zudem haben sie weniger Urlaub und oftmals nur einen befristeten Vertrag. Viele Übernommenen sind wieder arbeitslos geworden, weil sie nur für 1 Jahr befristet wurden.